Jahr 1952 - 1960 

Chronik des "Vereins der Textilchemiker und Coloristen e.V." (VTCC)

Ein Baum wird stark

Schon im nächsten Jahr (1954) wurden erstmals die besten Dissertationen auf dem Gebiet der Textilchemie mit einer Geldprämie ausgezeichnet. Diese Art der Prämierung wurde bis 1975 fortgesetzt und ging fast nahtlos in den Egon-Elöd-Preis über, mit dem ab 1978 Autoren wissenschaftlicher Veröffentlichungen ausgezeichnet wurden (Urkunde, Medaille, Geldpreis). Die besten Absolventen der Textilingenieurschulen (später Textilfach¬hochschulen) erhielten eine Urkunde mit Buchprämie. Außerdem wurde den Studenten der Hoch- und Fachhochschulen eine großzügige Finanzhilfe (Freikarte, Zuschuss zu Reise-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten) zum Besuch der Hauptversammlung gewährt. Für Studenten wird seit den 80er Jahren ein Studententreffen mit Besichtigungen organisiert, ebenfalls mit finanzieller Unterstützung durch den VTCC. Die Studenten sind im Vorstand durch einen Jugendreferenten vertreten. All dies hat dazu geführt, dass der VTCC von 1954 bis heute sich der Sympathien des textilen Nachwuchses erfreute. Eine Statistik von 1995 ergab, dass von 1374 Mitgliedern (Fördermitglieder eingerechnet) allein 25,3% unter 30 Jahren und weitere 24,7% zwischen 31 und 40 Jahren waren, mithin genau 50% unserer Mitglieder unter dem "Schwabenalter" lagen - eine gesunde Basis für eine erfolgreiche Arbeit auch im nächsten halben Jahrhundert. 

Doch nach diesem Exkurs wieder zurück zur Geschichte unseres Baumes, des VTCC. Der Verein schloss sich der 1953 wiedergegründeten Internationalen Föderation der Vereine der Textilchemiker und Coloristen (IFVTCC) an, und schon 1956 hielt Elöd beim IFVTCC-Kongress in Florenz die Festrede. Der Verein begann auch, verdiente Mitglieder mit einer Ehrenmitgliedschaft (ab 1955) bzw. einer Goldenen Ehrenmedaille (ab 1952) auszuzeichnen. In der Ära Elöd wuchs die Mitgliederzahl auf 710, die Zahl der Tagungsteilnehmer bis auf 1000 (1960), und bei der letzten HV unter Elöd konnte der Rektor der TH Stuttgart, Prof. Dr. Helmut Bredereck, die Bewilligung zum Einrichten eines Lehrstuhles für Textilchemie bekanntgeben. Erster Lehrstuhlinhaber wurde Prof. Dr. Hermann Rath, der Leiter des Instituts für Textilchemie Reutlingen. Während die jährlichen Hauptversamm¬lungen dazu gedacht waren, in den Fachvorträgen einen Gesamtüberblick über das textile Wissen und die Probleme der Textilveredlung zu geben, wurden in den Sektionsveranstaltungen in stärkerem Maße praxisnahe Themen behandelt. Für den Zeitraum 1949-1960 gibt Müller folgende prozentuale Verteilung der behandelten Themen an:

Faser-/Textilchemie 24,0%
Textilveredlung in Theorie und Praxis17,8%
Farbstoffchemie und Färbetheorie17,2%
Färbeverfahren  16,7%
Zeugdruck   

12,3%

sonstige textile Themen12,0%

 Ebenfalls kennzeichnend für die ersten Jahre waren aber auch die rasch zunehmende Internationalisierung (Kooperation mit ausländischen Vereinen und der IFVTCC sowie ausländische Mitglieder und Tagungsbesucher) und die von Anfang an sehr aktive Förderung des Nachwuchses. Bereits auf der Jahrestagung in Bad Kissingen (1953) stellten die Vorstandsmitglieder Elöd und Ziersch die Notwendigkeit einer Förderung der Nachwuchskräfte besonders heraus. Bei dieser Tagung gab man auch den Gedanken an wechselnde Tagungsorte auf und entschloss sich für Baden-Baden als Kongress-Stadt. Davon wurde seither nur abgesehen, wenn die Hauptversammlung wegen eines IFVTCC-Kongresses nicht stattfand und durch eine Mitgliederversammlung mit Fachvorträgen ersetzt wurde.

Am 13.11.1960 verstarb der erste Präsident des VTCC, Prof. Dr. Elöd. Die Leitung des Vereins übernahm interimistisch der Vizepräsident Dr. Guido Ziersch, bis Dr. Wilhelm Christ (1961-1967) als zweiter Präsident sein Amt antrat. Seine Ära ist gekennzeichnet durch eine weitere Konsolidierung des VTCC. 

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