Jahr 1890 - 1899
Chronik des "Vereins Deutscher Färber e.V" (VDF)

Der Deutsche Färbertag in Mönchengladbach bietet eine willkommene Gelegenheit zu einer Rückschau auf den Werdegang eines Fachvereins, dessen Anfänge im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts im Osten des damaligen Reiches zu suchen sind. Leider sind sämtliche Dokumente aus der Gründungs- und Entwicklungszeit bei der Zerstörung des ehemaligen Leipziger Büros im Hause des Klepzig-Verlages am 4. Dezember 1943 durch Bombenangriff vernichtet worden. Für die Schilderung des Aufbaues und der allmählichen Entwicklung des "alten" Vereins waren wir auf die Erinnerungen eines Mitbegründers und späteren Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden, des am 27. Mai 1963 in Baden Baden verstorbenen Otto Schaffrath angewiesen, der diese zum Teil in einer kleinen, im Mai 1936 in Leipzig im Druck erschienenen Chronik niedergelegt und auf diese Weise dem Färbernachwuchs erhalten hat.

... die Kollegialität zu pflegen
Vorläufer unseres heutigen Vereins (Anmerkung: gemeint ist hier der VDF) waren Färbertage, die in den Jahren 1890 bis 1895 von Fachkollegen, in erster Linie vom Altmeister Eduard Höhne nach Guben, Cottbus, Sommerfeld und wieder Guben, später von anderen nach Luckenwalde, Görlitz und Berlin einberufen worden waren. Schon damals fanden sich in den genannten Städten aus den benachbarten großen textilen Industriebezirken begeisterte Färber in großer Zahl zusammen, um - wie es in der Einladung zur Berliner Tagung 1894 hieß - "die Interessen der Deutschen Färber zu wahren und zu fördern, die Kollegialität zu pflegen, alte Bekanntschaften zu erneuern und neue anzuknüpfen". Von Anfang an standen neben gesellschaftlichen Veranstaltungen Vorträge und Diskussionen bekannter Wissenschaftler und Fachleute auf dem Programm, von denen als zur damaligen Zeit besonders prominente Geheimrat Dr. Lehne, Berlin, Professor Dr. N. O. Witt, Charlottenburg, und führende Chemiker der jungen deutschen Farbenindustrie genannt werden sollen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass schon damals der Grundstein zur späteren Bildung eines Vereins auf fachwissenschaftlicher Basis gelegt wurde.

1896: Thema "Wasserreinigung"
Eine Wende in der bisher geübten Taktik der Abhaltung von lokal begrenzten Färbertagen trat im Jahre 1896 ein, als auf dem Großenhainer Färbertag am 12. Juli die Gründung eines "Deutschen Färberverbandes" beschlossen wurde. Hier waren auf Einladung des Festkomitees - bestehend aus den Kollegen Johannes Hampe und Robert Böhme - im Hotel "Gesellschaftshaus" 200 Färber und Freunde der Färbersache versammelt. Diese als damals 8. Färbertag einberufene festliche Versammlung stand unter der Devise, "die Interessen der Färber zu wahren, ihre weitere Ausbildung zu fördern und Freundschaft und Geselligkeit zu pflegen". Neben drei Fachvorträgen über Wasserreinigung, über den neuen Farbstoff Naphthol LC und über die Hydrosulfitküpe, die eine lebhafte Diskussion entfachten, bot die wahrhaft glanzvolle Tagung ihren Besuchern auch noch gesellschaftliche Veranstaltungen.

206 Mark - Grundstein zum Vermögen
Das "Großenhainer Tageblatt" hatte schon in einem besonders herzlich gehaltenen Begrüßungsartikel dem Wunsche Ausdruck gegeben, dass das Band, welches die Teilnehmer der seit 1890 vorausgegangenen sieben Tagungen nur lose umschlang, durch eine straff geführte Organisation fester geknüpft werden sollte. Und so wurde dann im Verlauf der im Hotel "Gesellschaftshaus" stattfindenden Tagung der Antrag des Stadtrates Böhme, Großenhain, zur Gründung eines allgemeinen Deutschen Färberverbandes einstimmig begrüßt und sofort zum Beschluss erhoben. Von den Anwesenden traten sofort 93 als Mitglieder bei und legten mit 206 Mark den Grundstein zu einem eigenen Vermögen. Den Vorstand übernahmen Altmeister Eduard Höhne, Färbereibesitzer aus Guben, Julius Stremler aus Forst und Fritz Wittkowski aus Cottbus. Nach einer Kranzniederlegung am neu erstellten Bismarck-Denkmal und einer Dampferfahrt auf der Elbe klang die geradezu historisch gewordene Großenhainer Tagung im illuminierten Garten des Festlokals langsam aus. Im Dezember des gleichen Jahres und im Mai 1897 fanden Sitzungen des neuen Vorstandes statt, auf denen die Verbandssatzungen aufgestellt wurden. Nach endlosen Diskussionen gelang dann auf dem in Cottbus stattfindenden 9. Färbertag wenigstens deren provisorische Annahme.

zurück