Jahr 1920 - 1946
Chronik des "Vereins Deutscher Färber e.V" (VDF)

In der Folgezeit blühte das Vereinsleben wieder auf, die Männer in den Vorständen und auch in der Führung des Verbandes wechselten häufiger, bis dass 1921 Christian Stritzel, Langenbielau, für eine Reihe von Jahren bis 1929 mit straffer Hand seine Geschicke leiten sollte. Ihm kommt das große Verdienst zu, den Verband vor dem Abgleiten in das gewerkschaftliche Fahrwasser bewahrt zu haben - er blieb, was er war, ein reiner Fachverband, der alle Glieder des Berufes - Besitzer und Angestellte, Praktiker und Wissenschaftler - umfasste. Die Chronik berichtet, dass alle Ortsgruppen bemüht waren, sich nach der langen Kriegszeit und der verheerend wirkenden Inflation wieder finanziell auf einen festen Boden zu stellen.

Als Markstein in der Entwicklung unseres Verbandes (Anmerkung: gemeint ist der VDF) steht die mit einer Delegiertentagung verbundene Reichstagung der Färber in Leipzig, zu der Christian Stritzel Pfingsten 1927 eingeladen hatte. Dieser glanzvollen Tagung schlossen sich in den nachfolgenden Jahren weitere an, von denen hier nur die von Max Otto präsidierte Reichsfärbertagung 1931 in Berlin herausgestellt werden soll.

Liquidierung und Neugründung
Die durch den Übergang der Regierungsgewalt an die Nationalsozialisten eingetretene Wende im gesamten Vereinsleben ging auch an unserem Verband nicht ohne tiefgreifende Veränderungen vorüber. Nachdem zunächst Satzungsänderungen durchgeführt waren, die dem "neuen Geist" entsprachen, erfolgte auf der 1933 nach Berlin einberufenen Delegiertenversammlung die Übernahme der Führung des Verbandes durch Otto Schaffrath, der noch weitere sieben Kollegen in den Vorstand berief. Ihm und seinen Mitarbeitern ist das große Verdienst anzuerkennen, die Gleichschaltung, d.h. die Überführung des Deutschen Färberverbandes in die Deutsche Arbeitsfront m geschickter Weise verhindert zu haben. Das Jahr 1935 wurde insofern zu einem Schicksalsjahr in der wechselvollen Vereinsgeschichte, als eine Mitgliederversammlung in Leipzig einstimmig am 16.11. die Liquidierung und zur gleichen Zeit die Neugründung eines Vereins Deutscher Färber beschloss, der mit dankenswerter Unterstützung von Dr. E. Klahre als Fachgruppe dem Verein Deutscher Chemiker in Berlin angeschlossen und in die Reichsgemeinschaft der technisch-wissenschaftlichen Arbeit aufgenommen wurde. Eindeutiger konnte der technisch-wissenschaftliche Charakter unseres großen Fachverbandes nicht dokumentiert werden! Bis zum Ende des Krieges blieb die Leitung in Schaffraths Händen, der dann in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Weiterentwicklung des ihm anvertrauten großen Vereins auf dem Färbertag in Augsburg im Jahre 1956 zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde.

Württemberg überwand Schwierigkeiten
Wenngleich der Schwerpunkt des Vereins immer noch im Osten unseres Vaterlandes lag, so drängte doch langsam neben dem Westen auch der Süden zum Anschluss. In diesem Zusammenhang sei der Initiative der Kollegen aus Württemberg gedacht, die im August 1933 eine eigene Bezirksgruppe begründeten, wie die Chronik berichtet, "davon Zeugnis ablegend, dass sich der Verein Deutscher Färber immer mehr ausbreite und die deutschen Färber in diesem Industriegebiet um sich sammle". Direktor Ernst Lohmann, Oetlingen/Teck, war 1. Vorsitzender, zum 2. Vorsitzenden wurde Färbermeister Heinrich Over aus Süssen bestimmt und Kollege Julius Schrey zum 1. Schriftführer ernannt. Der Deutsche Färberverband begrüßte ganz offiziell diese Neugründung, um so mehr, da sie mit außerordentlichen Schwierigkeiten infolge der weiten Verzweigung des Bezirkes zu kämpfen hatte, die aber mit größtem Idealismus überwunden wurden!

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